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Rechtspopulismus und Rechtsextremismus –Probleme des gesellschaftlichen Randes? Fortbildungsmodul zu aktuellen Entwicklungen mit Handreichungen für einen kompetenzorientierten Unterricht

Hass und Hetze gegen Minderheiten scheinen in vielen Ländern Europas und auch in Deutschland wieder salonfähig zu sein. Im Kontext der Flüchtlingsdebatte hat sich auf der politisch rechten Seite eine breite Front formiert – im parlamentarischen wie im außerparlamentarischen Raum, in der gesellschaftlichen Debatte auf der Straße und teilweise auch unter Zuhilfenahme von Gewalt. Galt diese offene Abwertung von Eingewanderten, religiösen Minderheiten, von homosexuellen oder behinderten Menschen und die Infragestellung von Gleichstellungsanstrengungen zunehmend nicht mehr als opportun, brechen Ressentiments inzwischen offen hervor.
Mit der Entstehung von Pegida haben sich solche Aktivitäten vervielfacht und so eine Sogwirkung auf die gesamte rechtspopulistische und extrem rechte Szene erzeugt, in der autoritäre und nationalistische Leidenschaften ausgelebt werden. Die dabei deutlich gewordene kollektive, überbordende Wut hat den Boden für gewalttätige Handlungen bereitet, die von Körperverletzungen bis Angriffen auf Flüchtlingsheimen reichen und leider an der „Tradition“ rechtsextremer Straftaten wie Brandanschlägen oder den NSU-Morden anknüpfen.
Diese Belege einer politischen Polarisierung, bei der ein deutliches Spiel mit Ängsten und Ressentiments erfolgt, machen deutlich, dass Rechtspopulismus und Rechtsextremismus fließende Übergänge besitzen, wodurch insbesondere rechtsextremen Strukturen einerseits personelle Ressourcen schöpfen können und anderseits mit ihren Thesen in der Mitte der Gesellschaft salonfähig werden. Nicht erst die Sarrazin-Debatte von vor mehreren Jahren hat offengelegt, dass menschenverachtende Ideologien in der sogenannten „Mitte“ gesellschaftsfähig sind. Der modernisierte Lifestyle der „neuen“ Nazis wirkt zudem auch auf „normale“ Jugendliche anziehend.
In diesem Kontext wird die ungebrochene Gefahr deutlich, die der organisierte, gewalttätige Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland für vor allem Minderheiten bedeutet. Seine Bekämpfung muss daher ein vorrangiges Ziel politischer Bildung sein.
Aufgabe der Fächer Politik/Sozialwissenschaften muss daher sein, Schülerinnen und Schüler einerseits Wissen über Ideologien, Erscheinungsformen und Ursachen von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus zugänglich zu machen. Andererseits sollen Schülerinnen und Schüler hinsichtlich rechtsextremer Einstellungsmuster befähigt werden, Schnittmengen bei sich selbst zu identifizieren, um sich urteilend und handelnd von vermeintlich einfachen Erklärungs- und Lösungsstrategien zu distanzieren, mit denen neonazistische Gruppierungen teilweise explizit versuchen, Jugendliche für sich zu gewinnen.
An diesen Arbeitsschwerpunkten möchte diese Fortbildung ansetzen. Nach einer Einführung zu aktuellen Entwicklungen der rechten Szene und Schnittmengen zur „gesellschaftlichen Mitte“ können die Teilnehmenden auf der Basis eines zur Verfügung gestellten Materialpools konkrete Unterrichtssequenzen erarbeiten und diskutieren. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, eine Übung des aus Israel stammenden demokratiepädagogischen Ansatzes „Betzavta“ kennen zu lernen.
In den Auswertungsphasen gibt es Raum für Diskussionen und das Einbringen eigener Erfahrungen.